Vielleicht haben Sie vom Benjamin-Effekt schon einmal im Zusammenhang mit Einstellungsprozessen gehört. Allerdings tritt diese Wahrnehmungsverzerrung ständig im Business und Arbeitsalltag auf. Der Benjamin-Effekt besagt, dass wir jüngere Menschen strenger und härter beurteilen als ältere Menschen. Das ist nicht nur auf das Lebensalter bezogen, sondern auch auf die Dauer der Betriebszugehörigkeit. Frische Mitarbeiter werden deutlich strenger und kritischer beurteilt, da wird auch gern innerhalb der Probezeit bewusst nach „Fehlern“ gesucht, wobei bei älteren schon lange im Unternehmen ansässigen Mitarbeitern sehr nachsichtig umgegangen wird bzw. einfach eine ganz andere Messlatte an den Tag gelegt. Somit haben es junge Mitarbeiter, egal ob in Lebensalter oder in Betriebszugehörigkeit gerechnet, deutlich schwerer in der Beurteilung als ältere.
Als Systemiker verbinden wir dies auch gern mit einem anderen Modell, dem Modell der Unternehmenskultur oder Familienkultur von Arist von Schlippe. Je länger Mitarbeiter im Unternehmen sind oder je älter Sie in Lebensalter sind, desto mehr sehen Chefs und Vorgesetzte die Person als Teil der Familie und die Familienlogik überwiegt. Jüngere Mitarbeiter oder frisch Angestellte werden noch nach der Unternehmenslogik beurteilt und bewertet, sprich nach Leistung und Output, in der Familienlogik zählt weniger die Leistung, sondern vielmehr die Loyalität und die Beziehungsebene.
Als Chef oder Führungskraft führt der Benjamin-Effekt oft zu Fehleinschätzungen oder Falschurteilen. Wie oft schon wurde ein Mitarbeiter aufgrund seiner Loyalität und langjähriger Firmenzugehörigkeit befördert, obwohl er weder die Fach- noch Führungskompetenz besitzt. Meist wird der ältere Kandidat dem jüngeren vorgezogen. Das hat zwar kurzfristig den Effekt, dass sich Chef und Beförderter „befriedigt und bestätigt“ fühlen auf der Beziehungsebene, allerdings mittel- und langfristig leidet die Performance des Unternehmens und man schürt somit auch die Gefahr, dass die Mitarbeiter, die die Kompetenzen besitzen, aber durch den Benjamin-Effekt nicht zum Zug kommen, schnell innerlich kündigen und das Unternehmen verlassen.
Im Unternehmen fällt oft die Balance zwischen der Loyalität und Beziehung zu langjährigen Mitarbeitern und der Personalentwicklungsstrategien im unternehmerischen Sinn schwer.
Da hilft meist nur der Blick von außen um gemeinsam die Wahrnehmungsverzerrungen aufzudecken und die für das Unternehmen beste Entscheidung zu treffen.
Gerne unterstützen wir Sie dabei Ihre Wahrnehmungsverzerrungen aufzudecken, Perspektivwechsel zu erreichen und somit mehr Produktivität und Effizienz in Ihr Unternehmen zu bringen. Mehr Infos unter www.mittelstandsfuechse.de